Nach einer langen Zeit bin ich wieder da und freue mich total auf das Thema dieses neuen Blogbeitrags.
Die Inspiration kommt, wie immer, aus meiner täglichen Erfahrung als Klarinettenlehrerin (mehr über mich hier ) und aus meinem innerlichen Anreiz, nicht aufzugeben, obwohl die Situation coronamäßig immer schwieriger wird.
Der neue Schuljahresbeginn hat für uns Musikschullehrer ein besonders Szenarium bedeutet. Es war nicht selbstverständlich und völlig unklar, ob wir neue Schüler gewinnen würden. Wir alle haben uns gefragt, „Wie geht´s nun weiter? Was erwartet uns und unsere Musikschule?“ Mittlerweile haben wir die Antwort auf diese Fragen erhalten und haben in der Tat erfahren, was uns bevorstehen sollte. Wir haben unsere Schüler weiter motiviert und die neuen (Corona-) Herausforderungen angenommen.
Wenn neue Schüler mein Klarinettenzimmer zum ersten Mal betreten, sind die ersten Momente sowohl für den Schüler als auch für mich sehr entscheidend und getragen von einem Mix verschiedener Gefühle. Mehr davon erzähle ich euch in dem Blogpost: Wer versteckt sich hinter der Tür? Die Probestunde – Situation aus der Lehrersicht
Mit dem neuen Schuljahr habe ich persönlich Glück gehabt (ja, das Wort kann man in dieser Zeit benutzen) und so durfte ich in meiner Klasse neue kleinen Klarinettisten begrüßen, die in diesen zwei Monaten (trotz Abstand und Trennwand) schon viele Fortschritte zeigten und mir damit große Freude bereiteten.
Eine der ersten Fragen, die ich mir bei neuen Schülern stelle, ist: Welche Klarinettenschule passt am besten zu ihm oder zu ihr? Es mag wahrscheinlich eine banal erscheinende Frage zu sein, die viele deshalb nicht ernst nehmen, dennoch spielt sie für mich eine sehr bedeutende Rolle.
Um eine Wahl zu treffen, muss man viele Faktoren berücksichtigen, wie zum Beispiel das Alter, die Vorkenntnisse, vorausgegangener Blockflötenunterricht, etc.
Zudem ist es für den Lehrer eine schöne Abwechslung, wenn man sich nicht täglich mit den immer gleichen Liedern beschäftigt.
Zuerst möchte ich deutlich machen, dass dieser Beitrag kein schlechtes Licht auf die nicht zitierten Verlage oder Klarinettenschulen werfen soll. Die entsprechende Liste enthält einfach nur die Klarinettenschulen, die ich persönlich bevorzuge und die ich gerne im Unterricht einsetze.
Die fröhliche Klarinette von Rudolf Mauz (Schott Verlag) ist vielleicht die heutzutage berühmteste Klarinettenschule. Den ersten Band benutze ich grundsätzlich als Hauptwerk; gleichzeitig ist er meine Lieblingsschule. Sie ist gut konzipiert und strukturiert, enthält schöne Lieder sowie ausführliche Erklärungen und vor allem begeistert sie die Schüler. Dank der netten Illustrationen ist gute Laune garantiert.
Band 1 ist ideal für den Anfang und bietet viele Möglichkeiten, wichtige Themen wie Staccato und Luftgestaltung sofort anzugehen und die Grundlagen zu erlernen. Für die Schüler, die keine Vorkenntnisse haben, benutze ich als Ergänzung zu dieser Klarinettenschule die von mir geschriebenen Anfangsübungen, die auf die Wiederholung der Notennamen und der Notenwerte abzielen.
Was mir hierbei ein bisschen fehlt, sind zusätzliche Übungen der tiefen Töne (H bis E). Meine Erfahrung als Lehrerin hat mir gezeigt, dass die tiefen Töne aufgrund der zahlreichen Schnitte schnell verwechselt werden.
Mir ist es wichtig, dass meine Schüler nicht nur die entsprechenden Griffe kennen, sondern auch, dass sie lernen, den richtigen Notennamen zu assoziieren. Deswegen integriere ich die entsprechende Übung mit von mir komponierten Fingerübungen/Liedern und leichten Stücken für Klarinette und Klavier. In dem Spielbuch 1 der Fröhliche Klarinette sind dafür geeignete Lieder zu finden. Die gleiche Vorgehensweise wende ich bei den Themen Achtel und erste Vorzeichen an.
Auch der zweite Band ist schön strukturiert und bietet einen leichten Zugang zu der Übung der hohen Töne, die eine wichtige Phase beim Erlernen des Klarinettenspiels darstellen. Hierbei muss ich aber sagen, dass ich unterschiedliche Erfahrungen mit dem Heft gesammelt habe. Gleichermaßen unterrichtete ich Schüler, für die der zweite Band eine schöne Fortsetzung von Band 1 darstellte, andere Schüler kamen damit nicht klar.
Während sich die jüngsten Schüler immer sehr über die bunte Grifftabelle und die netten Bilder freuen, empfinden andere genau dies, abgesehen von dem Inhalt, als zu spielerisch und kindisch.
Klarinettenfuchs von Stefan Dünser & Martin Schelling (Edition Hage) BAND 1: Sehr gute strukturierte Klarinetteschule, die sich in dem ersten Band detailliert mit den Grundlagen der Klarinette und den Tönen ohne Überblasklappe beschäftigt. Neue Themen werden durch umfangreiche Lieder und kleine Etüden intensiv erarbeitet. Diese Schule ist ideal für jene Schüler, die keine Vorkenntnisse besitzen und quasi von null an rhythmische und instrumentale Konzepte erlernen müssen. In dem ersten Band sind alle Töne ohne Überblasklappe zu erlernen. Erfolg und Begeisterung der Schüler*innen garantiert!
Was mir besonders gefällt: Einleitungsbrief an die Eltern, Vorschläge für die Übungen zu Hause, Einspiellieder, Übezeit-Tabelle, in der die Schüler ihre wöchentliche Übezeit eintragen können, Weihnachtslieder + CD.
BAND 2: Ähnlich strukturiert und ganz frisch erschienen ist Band 2 – eine echte schöne Fortsetzung des ersten Bandes. Erst hier folgt die Übung der hohen Töne und schwierigere rhythmische Themen werden aufgegriffen. Es wird, meiner Meinung nach, deutlich mehr auf das Zusammenspiel abgezielt, da das Angebot an Duetten größer ist und den Inhalt des Buchs bereichert. 100% empfohlen.
Piccolini Band 1 und 2 ( Rapp Verlag) Diese Klarinettenschule in zwei Bänden ist auf den frühen Beginn auf der Klarinette ausgerichtet. Die beiden Hefte finde ich echt klasse: Sie ermöglichen einen Einstieg auf der Klarinette, bieten bläserische Grundlagen, Atemspiele, Übungen zur Körperwahrnehmung und Fingerspiele zur Übung der Motorik. Mundmotorische Übungen sind auch dabei, damit die kleinen Schüler langsam die wichtige Rolle der Zunge und des Ansatzes erlernen. Das ist, meiner Meinung nach, ein großer Pluspunkt dieser Klarinettenschule, die parallel viele Anreize für den Instrumentalunterricht gibt.
Auf der Verlagsseite findet man zudem umfangreiche Downloads, die Eltern und Lehrern zur Verfügung stehen. Diese Klarinetteschule ist das richtige Mittel, um die kleinen Kinder auch ohne Vorkenntnisse an der Blockflöte in die Klarinettenwelt zu begleiten.
Für den Frühinstrumentalunterricht habe ich lange Zeit die Klarinettenschule Jedem Kind ein Instrument (Band 1 und 2 -Schott Verlag) benutzt. Davon war ich immer begeistert und auch die Schüler gaben mir dazu häufig positives Feedback.
Leider musste ich feststellen, dass der Band 1 nicht mehr aufgelegt wird. Das finde ich echt schade. Wenn ihr diese zwei Bände in einer Bibliothek findet, würde ich eine Ausleihe sehr empfehlen. Sie zeigen einen sehr schönen Aufbau, beinhalten großartige Lieder und sprechen die Schüler leicht an.
Heitere Klarinette lernen von Paul Schmidt : Gute Anfängerschule von Paul Schmitt, die sich, meiner Meinung nach, mehr an Schüler mit schon vorliegenden Kenntnissen richtet, da sie in ihrem musikalischen Angebot und in ihrem didaktischen Aufbau etwas anspruchsvoller ist. Ich halte diese Schule für eine gute Option für Schüler, die regelmäßig zum Klarinettenspielen kommen und schnell bzw. mit Freude lernen.
Klarinettentaxi: Sehr schöne Klarinettenschule. Gute Alternative für „Die fröhliche Klarinette“. Nette Lieder und schöne Abwechslung im pädagogischen Angebot.
Step by Step von James Rae: sehr gute Sammlung von Duetten-Übungsetüden, die gedacht sind für das Zusammenspielen im Unterricht mit dem Lehrer/ der Lehrerin. Wichtig als die musikalische Inhalte finde ich dass, vor dem Spielen Ziele und Tipps verfolgen. Platz für Lehrernotizen ist auch dabei. So sind die Schuler*innen zu Hause unterstützt und werden langsam selbstständig.
Die klassischen Klarinettenschulen: Barmann, Demnitz und Lefevre:
Mit diesen Klarinettenschulen habe ich meine ersten Klarinettenstunden als Schülerin bekommen. Diese Hefte haben mein Klarinettenlernen begleitet und darüber freue ich mich immer noch.
Leider musste ich mit den Jahren feststellen, dass sie heutzutage keinen leichten Einstieg auf der Klarinette ermöglichen. Für Fortgeschrittene Schüler oder aber nach 2-3 Jahren Unterricht sind sie geeignet; einen gelungenen Anfangsunterricht kann ich mir mittels dieser Hefte aber nicht vorstellen. Dennoch sind sie dazu geeignet, den Schülern ausgewählte Teile sowie einzelne Etüden separat vorzuschlagen und diese im Unterricht zu verwenden. Dies hat in meinem Unterricht sehr schön funktioniert.
Kids Play Easy Solo (de Haske Verlag): 16 leichte Lieder mit CD-Begleitung (ohne Töne mit Überblaskappe), für Anfängerschüler geeignet in verschiedenen Stilrichtungen, die sich einfach spielen lassen. Die begeistert die Schüler echt von Anfang an. Ich benutze dieses Heft in Verbindung mit der fröhlichen Klarinette Band 1, damit die Schüler sich mit dem Spielen von Vortragsstücken vertraut machen. Es ist eine gute Kombination, die ihnen Spaß macht und sie voranbringt. Schüler ohne Vorkenntnisse können die ersten Lieder mit Freude schon nach zwei Monaten spielen. Klare Empfehlung!
Take it easy : Sammlung mit 17 Soli für Klarinette (ohne Töne mit Überblasklappe) mit CD Begleitung. Gute Strukturierung. Mit diesem Heft habe ich verschiedene Erfahrungen gesammelt. Generell biete ich es als Fortsetzung des oben genannten Hefts an komplexe rhythmische Elemente enthalten sind. Dazu finde ich persönlich die CD-Aufnahme und die Metronomangaben etwas zu schnell für einen ersten Einstieg und den ersten Kontakt mit dem Spielen von Vortragsstücken.
Weitere Empfehlungen für das Musizieren im frühen Beginn:
L´Invitation Musicale au Voyage von Guy Dangain: Über die bekannteste klassische Melodie für Klarinette und mit CD-Begleitung arrangiert, bietet dieses Heft den Schülern die Möglichkeit, sich mit klassischen Komponisten und Musik auseinanderzusetzen und damit Spaß zu haben. Ich habe festgestellt, dass die Schüler sich gern damit beschäftigen und dadurch selbständiger in dem Spielen von Vortragsstücke werden. Jedes Stück hat zwei Tracks auf der CD (mit Klarinettenstimme und nur mit Klavierbegleitung), ergänzt um kurze technische Übungen und Fingerübungen, die nötig für das Lernen des Stück sind. Diese Kombination ermöglicht auch die Übung der technischen Elemente und sensibilisiert die Schüler für die Wichtigkeit dieser technischen Routine – das Angernehme wird hier mit dem Nützlichen verbunden.
Easy Konzert Pieces von Rudolf Mauz ( Schott Verlag) : Diese drei Bände begeistern die Schüler und verfügen über eine Reihe von sehr schönen ausgesuchten Liedern mit CD-Begleitung. Die Auswahl ist groß; in einer nach Schwierigkeit angemessenen Reihenfolge. Das ermöglicht eine strukturierte und progressive Verbesserung des Spielniveaus und der musikalischen Kenntnisse, die für das Vorspiel eines Werkes notwendig sind. Meine persönliche Erfahrung damit ist sehr positiv, weshalb ich diese Bände weiterempfehle. Besonders wertvoll ist die Möglichkeit der doppelten CD-Begleitung: Mit Klarinettenstimme (Vollversion) und nur mit Klavierbegleitung. Sie begleitet die Übung auch zu Hause und macht den Schüler damit unabhängig. Die meisten Schüler trauen sich schnell, alleine die Lieder mit einer Klavierbegleitung ohne Verdopplung zu spielen, ohne sich aufzulehnen und auf meinen Impuls zu warten.