Klarinette Repertoire: So kann man die richtigen Stücke aussuchen und ein eigene Repertoire erfolgreich aufbauen!
Vor vier Jahren hätte ich diesen Beitrag komplett aus einer anderen Perspektive geschrieben und wahrscheinlich hätte ich ein so komplexes Thema nicht argumentieren können. Ich befand mich damals in meiner Studienzeit in Salzburg und meine Tage waren geprägt von vielen Übestunden. In diesem Alltag-Rhythmus orientierte ich mich, wie viele Musizierende, hauptsächlich an dem Standard-Repertoire, das oft bei Probespielen und Prüfungen erwartet wird.
Mozart, Brahms und Weber waren mein tägliches Brot. Dadurch habe viel gelernt und viele schöne unerlässliche Momente für meine Musikkarriere gesammelt.
Entwicklung eines Bewusstseins für das Klarinetten Repertoire
Für eine lange Zeit war mein Fokus ausschließlich auf die wichtigen Hauptwerken der Klarinettenliteratur gerichtet und ich sah keine Veranlassung, mich dagegen aufzulehnen. Versteht mich bitte nicht falsch. Ich bereue das nicht! Ich bin der Meinung, dass das genau das Richtige für diese Phase meines Lebens war. Wenn nicht damals, wann dann?
Ich habe jedoch später festgestellt, dass ich mir keine großen Gedanken darüber gemacht hatte, wie mein Repertoire aufgebaut sein sollte.
Ich muss leider zugeben, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich von einer falschen Einstellung habe blenden lassen: Schwierig ist berühmt und gefragt, berühmt ist deshalb schön und wichtig.
Heute sage ich kritisch zu mir selbst:
„Sei neugierig und begnüge dich nicht! Lerne die Stücke erst kennen, ehe du dir ein Urteil bildest!“
Seit ich meine Konzertprogramme frei gestalten darf und die Werke für meine Schüler*innen aus unterschiedlichen Altersgruppen aussuchen muss, entdecke ich regelmäßig neue und wunderschöne Werke der Klarinettenmusik.
Diese musikalische und mentale Abwechslung bereichert meine Übezeit und meine Leistung im Konzert.
Neben der berühmten Literatur, die die Geschichte der Musik geprägt haben, gibt es eine „kleine große“ musikalische Welt, die es verdient entdeckt zu werden. Ich habe mich auf die Suche nach den “Schätzen” der Klarinettenliteratur gemacht und mein Repertoire erweitert.
Doch wie wählt man die „richtigen“ Werke seines eigenen Repertoires aus?
Kriterien für die Auswahl der richtigen Stücke des Klarinetten-Repertoire
Studienphase
Wenn man sich noch in einer Studienphase befindet, sollte man unbedingt Werke im Repertoire haben, die als Pflichtstücke für Probespiele oder Prüfungen gelten.
Persönliche Vorliebe
Ist etwas mehr Freiheit möglich, steht für mich die persönliche Vorliebe bzw. der Geschmack an erster Stelle
Man sollte nicht nur über eine Reihe von Werken verfügen, die gut eingeübt und schon mehrmals auf der Bühne gespielt wurden, sondern mit denen man sich auch wohlfühlt.
Verschiedene Epochen
Das Repertoire sollte möglichst vielfältig sein. Es sollte die verschiedenen Epochen und die unterschiedliche Spieltechniken abdecken. Eine Auswahl von Werken aus Barock, Klassik, Romantik, Modern und zeitgenössische Musik sorgt für ein abwechslungsreiches Repertoire, das die Zuhörer bei jeder Gelegenheit begeistern kann.
Tipp: Die Aufführung von zeitgenössischer Musik ist nicht zu unterschätzen.
Außerdem darf die literarische Relevanz der Werke, die „Masterpieces“ unseres Instrumentes, sowie der Bekanntheitsgrad der Literatur nicht übersehen werden.
Seltene Werke für die eigene musikalisch Entwicklung nutzen
Selten gespielte Stücke die nicht schon zigfach aufgeführt und interpretiert wurden erlauben zudem meist eine größere musikalische Freiheit und persönlichen Ausdruck.
Deswegen bedeutet für mich der Begriff „Vielfältig“ auch „vielfältiges Denken“ und „vielfältiges Ausdrücken“.
Es ist wie ein „vielfältiges Ich“ in unserem eigenen und einzigen Ich. Durch die große Auswahlmöglichkeit, die vor uns liegt, können wir unser Ich vermitteln und uns am besten musikalisch ausdrücken.
Es ist eine regelmäßige Inspirationsquelle und Entdeckungsreise, wovon wir als Musiker*innen unendlich profitieren dürfe.
Für das Publikum Musizieren:
Um ein vollständiges Repertoire anzuschaffen, sollte man ebenso an das Publikum denken. Ein erfolgreiches Repertoire soll Stücke enthalten, die den Geschmack des Publikums treffen. Das geht in erste Linie mit bekannten Werken, die die Zuhörer hören möchten, wofür sie ein Konzert gerne besuchen würden und zu zahlen bereit sind.
Hierzu ein Beispiel aus einem persönlichen Erlebnis: Bei einem Konzert trat ich nur mit „unbekannte“ Stücken auf. Diese waren sehr schön und musikalisch interessant. Leider fanden Sie aber nicht den Anklang, den ich mir erwünscht hatte.
Ich konnte auf der Bühne spüren wie die Aufmerksamkeit des Publikum verloren ging. Sie konnten ein solches Programm, gespickt mit “Neuigkeiten” einfach nicht durchhalten. Das muss nicht immer so sein, aber man sollte diesen Aspekt im Hinterkopf behalten.
Deshalb bietet eine Kombination von Meisterwerken und Raritäten der Instrumentalmusik die Möglichkeit, ein vielfältiges und gewinnbringendes Repertoire aufzubauen, welches zugleich das Interesse und die Akzeptanz des Publikums anspornt.
Tipp: Um die neuen Werke hervorzuheben und die Aufmerksamkeit des Publikums auf das unbekannte Stück zu steigern, bietet sich eine kurze Moderation im Konzert an.
Z.B. geschichtliche Hintergründe des Werks, wie Sie als Künstler dazu gekommen sind usw.
Die Vorbereitung eines Konzerts ist auch die Chance, sich neuen Herausforderungen zu stellen und sich mit neuen Werken zu messen. Jede Aufführung könnte eine persönliche Uraufführung werden und als Pluspunkt für unseren Vortrag dienen.
Direkt aus meiner Noten-Bibliothek:
Viele verschiedene Faktoren spielen eine wichtige Rolle für das Aufbau eines eigenen Repertoires. Die Klarinettenliteratur verfügt über umfangreiche Werke, die sich an alle Klarinettisten*inne auf allen Niveaus richten.
Es würde nicht ein ganzes Leben reichen, um sie alle zu entdecken.
Direkt aus meiner Noten-Bibliothek:
Viele verschiedene Faktoren spielen eine wichtige Rolle für das Aufbau eines eigenen Repertoires. Die Klarinettenliteratur verfügt über umfangreiche Werke, die sich an alle Klarinettisten*inne auf allen Niveaus richten.
Es würde nicht ein ganzes Leben reichen, um sie alle zu entdecken.
Berühmte Kompositionen aus der Klarinettenliteratur:
1.Wolfgang Amadeus Mozart: Klarinettenkonzert K622 für Klarinette und Orchester
Das Mozart Klarinettenkonzert ist sicherlich das bekannteste und wichtigste Werk der Klarinettenliteratur. Die klanglichen und technischen Eigenschaften der Klarinette sind hier lassen sich hier vollständig ausdrücken und hervorheben.
Der Klarinettenklang kommt hier sehr nahe an die menschliche Stimme.
Dieses Konzert ist Pflichtstück ( 1.u.2.Satz) bei Orchester-Probespielen.
Wenn man keinen Anspruch auf Probespiele, Aufnahmeprüfungen oder Wettbewerbe hat, besteht kein absolutes „ Muss- Repertoire“ bzw. Pflichtstücke, wonach man streben muss. Man kann aber auch während einer so intensiven Leistungsvorbereitung, sich Zeit nehmen für die Entdeckung neuer Werke, um der musikalische Alltag zu variieren und bereichern .
Kuriosität
Anspruchsvollste Werke der Klarinettenliteratur:
Karl Nielsen : Klarinettenkonzert
Jean Francaix: Klarinettenkonzert
Aron Copland: Klarinettenkonzert
Louis Spohr : Klarinettenkonzert
Paul Hindemith: Klarinettenkonzert
Schätze der Klarinettenliteratur:
Felix Draeseke : Sonate op.38 für Klarinette und Klavier
Pierne´: Canzonetta ( Aufnahme)
Ernesto Cavallini: Elegie
Carl Baermann : Verlorenes Glück
Carl Baermann: Sternenhelle Nacht
Carl Baermann: Ein Abend auf den Bergen
Ferruccio Busoni: Elegie
Tipp:
Die Aufführung von zeitgenössischer Musik ist wichtig und nicht zu unterschätzen. Außerdem darf die literarische Relevanz der Werke, die „Masterpieces“ unseres Instrumentes, sowie der Bekanntheitsgrad der Literatur nicht übersehen werden.
Gioacchino Rossini: Fantasie für Klarinette und Klavier
Ernesto Cavallini: Adagio e Tarantella für Klarinette und Klavier
Alec Templeton: Pocket-Size Sonata n.1 und 2
Krzysytof Penderecki: 3 Miniaturen
Saverio Mercadante: Concerto für Klarinette und Orchester
Winding, August Henrik: 3 Fantasiestücke op.19 für Klarinette und Klavier
Joseph Küffner: Potpourri sur un theme suisse „Alpenlied“
Joseph Küffner: Air Veries n. 5
Für den ersten Anfang:
The really Easy Clarinet Book für B und C Klarinette *
Clarinet Exam Pack 2018-2011 Band 2-3 ABRSM
James Rae: Zoo Time! für Klarinette und Klavier*
Pierre Max Dubois: Mimi-mome
Paul Harris : Musikalische Zeitreise, Band 1 und 2*
Paul Harris : Party Time für Klarinette und Klavier*
Paul Harris : Summer Sketches für Klarinette und Klavier*
Willy van Dorsselaer: Bella Venezia
Pascal Proust: Flabe
W.van Dorsselaer: Reverie & Scherzetto
Rene´Goepp: Joyeux cortege
Nilo W. Hovey : Andante and Waltz
Andre´Ameller: La Violette
Serge Dangain: Chinoise- Chansonnette
Marie- Luce Schmitt: Au board de l´eau
Guy Dangain: Tout Simplement
Forrest Lawrence Buchtel : Novelette
Maurice Faillenot: Ariette
Rene ´Goepp: Joyeux Cortege
Gully, Michel Interlude.
Daniel Hellbach: Pictures 1 und 2
Bist du auf der Suche nach der richtigen Klarinettenschule für dich oder deine Schüler?
Schau mal vorbei! https://dasklarinettenzimmer.com/nicht-nur-klarinettenschulen/
Mittelschwer Schwierigkeitsgrad:
Lefevre : Sonate 1 -6 für Klarinette und Klavier.
Diese berühmten Sonaten gehören zu den Standardwerken der Klarinettenliteratur und gestatten eine schöne Vorbereitung für komplexeren Werke in der klassischen Richtung. SIE werden oft bei Schülervorspielen, Jugend musiziert und D-Lehrgänge vorgetragen. Die Sonata 1. und 2. eignen sich für Klarinettist*innen in der Mittelstufe. Die 3-6 Sonaten sind mehr anspruchsvoll und erfordern entwickelte technische Fähigkeit, gute Luftführung und Flexibilität in aller Registern.
A.J.DERVAUX : Clarinett´Express´
A.J.Dervaux Clarinettissimo
Hermann Regner: Klarinettengeschichte
W.A.Mozart : Kegelduetten für 2 Klarinette
Diese 12 Duetten richten sich an Klarinettisten der Mittelstufe. Die Duette eignen sich hervorragend als Unterrichtsergänzung und lassen sich gerne von 2 Schüler*innen gleicher Stufen zusammenspielen.
Carl Baermann : Vortragsstücke aus op.63 (n.18,19,21 und 24). Diese wichtige Klarinetteschule stellt sich als Bestandteil der Geschichte der Klarinettenpädagogik. Neben den technischen Etüden und Tonleiter Übungen, enthält sie wertvolle Vortragsstücke mit Klavier Begleitung . Die n.18,19,21 und 21 fördern eine Entwicklung im Klang, ein klares Bewusstsein der Phasierung und der rhythmischen Stabilität. Die Aneignung dieser Fähigkeit ermöglicht ein wohlklingendes Zusammenspielen und dementsprechend ergibt Mehrwert auch in dieser Richtung.
Heinrich Baermann: Adagio
Alfred Uhl: Andante Semplice
Colin Cowies: Locomotive Suite
Robert Clerisse : Prelude et Musette
Maurice Faillenot: Sarabande et Rondo
Spectrum für Klarinette und Klavier : 16 Contemporary Pieces . Interessante Sammlung von Werken in modernen Stilrichtungen , die in einer einfachen Weise die Schüler*innen an die zeitgenössische Spielweise nähern . Die Skepsis dieser neuen musikalischen Sprache gegenüber wird so erfolgreich überstanden.
Iwan Müller: Serenade für Klarinette und Klavier
Friedrich Zehm: 10 Bagatellen
Rosenblatt -Tango
John Noble: Cats für Klarinette und Klavier
Sextus Miskow: Drei Stücke für Klarinette und Klavier
Karl Stamitz. Klarinettenkonzert n. 3
Niels W. Gade Fantasiestücke für Klarinette und Klavier
Diese letzten beiden Stücke möchte ich als “Übergangsstücke” für den Einstieg auf ein anspruchsvolleres Repertoire bezeichnen, das die nächsten Stücke für Fortgeschrittene Schüler*innen charakterisiert.
Viele Klarinettenschüler*innen ( fast Alle, aus meiner persönlichen Erfahrung), die sich auf eine musikalische Entwicklung erzielen, werden sich mit diesen beiden Stücken auseinandersetzen. Eine Befassung damit ist empfehlenswert, um seine eigene Leistungsfähigkeit zu erlangen und um sich sowohl mit der Konzert- als auch mit der Klaviersonatenform zu beschäftigen. Es wird dann gelernt, wie in dem Zusammenspiel mit Klavier unterschiedlich und der Klangkombination im Ensemble anders umgehen wird.
Anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad (Fortgeschrittene Schüler*innen)
Franz Xaver Pokorny: Konzert in Es-Dur und in B-Dur
Carl Nielsen : Fantasistykke für Klarinette und Klavier
Carl Maria von Weber: Variations op. 33 für Klarinette und Klavier
Sextus Miskow: Drei Stücke für Klarinette und Klavier
Paul Hindemith: Sonate in B für Klarinette und Klavier
Horovitz: Sonatina
Felix Mendelssohn- Bartholdy: Sonate Es- dur
Witold Lutoslawski: Dance Preludes für Klarinette und Klavier
Luciano Berio : Lied
Alan Ridout: Sonatina
Paul Harris: Suite in Five
Philipp Gordon: Sonatina für Klarinette und Klavier
Jonathan FeBland : Three Miniatures
Paul Harris : Sonatine für Klarinette und Klavier
Michele Mangani : Pagina d´Album
Giuseppe Acerbi : Concerto
Alan Ridout: Sonatine
Francoise Devienne: Sonata C-moll und Premiere Sonate
Leonard Bernstein: Sonate für Klarinette und Klavier
Claude Debussy: Petite Pieces
Ich hoffe, dass neue Impulse und Motivation zum Üben (oder eine selbst Überwindung zum Üben) dank dieses kleinen Überblickes vermittelt werden. Neue Werke, die sich auch ein bisschen aus unserer Komfort-Zone und Musikgeschmack entfernen, können unterwartete Schritte nach vorne einführen und neue Interesse wecken